UFW-Fachtagung 2006

 

Am Donnerstag, den 11. Mai 2006 veranstalteten das Ulmer Forum für Wirtschaftswissenschaften (UFW) e.V. und die von Professor Dr. Kai-Uwe Marten geleitete Abteilung für Rechnungswesen und Wirtschaftsprüfung eine Fachtagung zum Thema „Abbildung der tatsächlichen wirtschaftlichen Lage – HGB oder IFRS?“. Es konnten über 200 Manager mittelständischer Unternehmen, Vertreter von Banken, Wirtschaftsprüfer, Steuer- und Unternehmensberater aus dem gesamten Bundesgebiet sowie etwa 100 Studierende der Universität Ulm begrüßt werden.

In seinem Grußwort wies Professor Dr. Guido Adler, Prorektor Medizin der Universität Ulm, als Vertreter der Universitätsleitung auf das hervorragende Abschneiden des Studiengangs Wirtschaftswissenschaften in den jüngsten Hochschulrankings der Zeitschriften „Karriere“ und „Die Zeit“ hin. Im Anschluss blickte Herr Dr. Jens Poll, Mitglied des Kuratoriums des UFW, auf die erfolgreiche Entwicklung des Vereins zurück, der nach knapp zwei Jahren bereits über 200 Mitglieder zählt.

Den ersten Vortragsblock eröffnete Herr Professor Dr. Dr. h.c. Jörg Baetge von der Universität Münster mit der Frage, ob die wirtschaftliche Lage durch einen IFRS-Abschluss besser abgebildet wird als durch einen traditionellen HGB-Abschluss. Er brachte zum Ausdruck, dass ein Wechsel durchaus Vorteile haben könne, da unter anderem das Vertrauen der Aktionäre in das Unternehmen gestärkt werde, Informationsasymmetrien beseitigt werden sowie Renditeforderungen der Eigenkapitalgeber und damit Kapitalkosten sinken würden.

Im Anschluss referierte Herr Dr. Thomas Senger, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater sowie Mitglied der Geschäftsführung der Warth & Klein GmbH, Düsseldorf, über die Rahmenbedingungen und Schwerpunkte der Anwendung der IFRS im Mittelstand. In diesem Zusammenhang ging er auf die Auswirkungen einer Umstellung der Rechnungslegung von HGB auf IFRS auf die Höhe des ausgewiesenen Eigen- und Fremdkapitals sowie die Bilanzierung von Unternehmenszusammenschlüssen, Sachanlagen und Leasingtransaktionen ein. Zum Abschluss seines Vortrages erläuterte Herr Dr. Senger mögliche Vereinfachungen einer IFRS-Anwendung im Mittelstand.

Über die Herausforderungen eines IFRS-Abschlusses aus Sicht der Banken berichtete Herr Dr. h.c. Edgar Meister, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, Frankfurt am Main. In diesem Rahmen sprach er über die verschiedenen Aufgaben der Bankenaufsicht sowie die Eigenkapitalberechnung und -meldung auf Basis von IFRS-Abschlüssen. Abschließend gewährte er den Teilnehmern einen Einblick, wie sich Banken bei einer Umstellung von HGB auf IFRS im Unternehmen einbringen können.

Nach einer etwa dreißigminütigen Pause schilderte Herr Dr. Christoph Ernst, Ministerialrat im Bundesjustizministerium, Berlin, die seit langem angekündigte Modernisierung des deutschen Bilanzrechts. Er berichtete kurz über die Einführung der IFRS in das deutsche Recht und stellte die Frage, ob man von gesetzgeberischer Seite eine Übernahme der IFRS präferieren oder eventuell doch eine Modernisierung des HGB in Betracht ziehen sollte. Herr Dr. Ernst ging anschließend auf die Zielsetzungen einer solchen Modernisierung ein und gab einen Ausblick über die Einführung möglicher neuer (zum Teil europarechtlich bedingter) Gesetze.

Den Abschluss der Tagung bildete der Vortrag von Herrn Dr. Wolfgang Schaum, Mitglied des Vorstands des Instituts der Wirtschaftsprüfer in Deutschland (IDW) e.V., Düsseldorf, über die Abbildung der wirtschaftlichen Lage am Beispiel der Bilanzierung von Pensionsverpflichtungen nach HGB und IFRS. Dabei ging er hauptsächlich auf die Unterschiede der beiden Normenwerke in Bereichen wie Bewertungsgrundsätze, Passivierungspflicht, Abzinsung oder Berücksichtigung von Gehaltssteigerungen ein. Abschließend erläuterte Herr Dr. Schaum die Vorschläge des IDW im Hinblick auf ein neues Bewertungskonzept von Pensionsverpflichtungen.

Mit der Fachveranstaltung zum Thema „Abbildung der tatsächlichen wirtschaftlichen Lage – HGB oder IFRS?“ ist es dem Ulmer Forum für Wirtschaftswissenschaften (UFW) e.V. erneut gelungen, durch ein hochkarätiges Referententeam den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis zu fördern. An den Informationsständen ausgewählter Fachverlage sowie am reichhaltigen Buffet hatten die Tagungsteilnehmer zudem ausreichend Gelegenheit zum fachlichen und persönlichen Gespräch.